Point-of-care-Diagnostik - mal "schnell" ein Labor

Da waren wir doch zu viert auf dem Bayerischen Hausärztetag, zwei Ärztinnen, zwei MFAs, um uns weiterzubilden und um mal so zu schauen, wer sonst noch da ist. Und natürlich um zu schauen, was es so Neues auf dem Markt gibt. Die MFAs sind ja pfiffig und schlenderten schon vor uns Ärztinnen über die Industrieausstellung, um uns dann gleich mal selektiv beim Kaffeetrinken klar zu machen, was die Praxis wirklich dringend braucht: das "Laborteil". 

Wir können den Verhandlungsteil abkürzen: Eins von den Dingern ist unseres und wurde am Donnerstag in Betrieb genommen. Warum finden wir das so toll? Bisher konnten wir einige Laborwerte wie CRP (ein Entzündungswert) und D-Dimere (kann u.a. Hinweise auf Thrombosen bestätigen oder entkräften) nur mit Hilfe von Schnelltests direkt in der Praxis bestimmen. Diese Schnelltests geben ähnlich wie die Covid-Antigen-Schnelltests ein "Ja-oder-Nein"-Ergebnis, aber keine Abstufung auf einer Messskala (also qualitative statt quantitativer Bestimmung in der Fachsprache). Das ist ein guter Hinweis, aber manchmal gibt's einem dann mehr Rätsel als Erhellung, und man kann auch keine zuverlässige Verlaufsbeobachtung machen. Genaue Werte bekommt man im Labor, was im Krankenhaus innerhalb von einer Stunde funktioniert, aber in der Praxis frühestens am späten Nachmittag, wenn das Blut am Vormittag abgenommen und schnell weiter ins Labor transportiert wurde. 

Mit der Point-of-care-Diagnostik, also der Durchführung von Diagnostik in unmittelbarer Nähe des Patienten, können wir also ein paar Werte ohne die Schleife übers Labor durchführen und schneller zu einer ärztlichen Entscheidung kommen (wie Krankenhauseinweisung, Antibiotikagabe etc.), was nicht nur in der Akutsprechstunde in der Praxis von Vorteil sein kann, sondern auch im ärztlichen Bereitschaftsdienst. Diese Systeme sind nicht neu, aber das Teil ist transportabel und hat vernünftige Wartungs- und Materialpreise, insofern: Herzlich willkommen in unserem Technik-"Fuhrpark", das war sicherlich eine gute Entscheidung. Danke für die Einführung und Einarbeitung unseres Teams, lieber Herr Schneiker von LumiraDX. Dieses System wird mittlerweile von über 200 Praxen in Ostbayern genutzt, wie wir erfahren konnten. Aktuell können wir CRP, D-Dimere, HbA1c, NTproBNP und INR zu vernünftigen Preisen messen, Troponin T wird im weiteren Verlauf kommen. Auf unserem Wunschzettel für künftig zu entwickelnde Messwerte stehen Hämoglobin, Kreatinin sowie die Elektrolyte ebenfalls noch ganz oben :)