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Beratung über Organspende als Kassenleistung

25.06.2023 - Medizinisches - von Claudia Franke

Jedes Jahr am ersten Samstag im Juni findet der Tag der Organspende statt. Auch dieses Jahr habe ich im Pfingsturlaub daran gedacht, zumal ich aufgrund meiner Aktivität in der Selbsthilfeorganisation JEMAH e.V. (Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler, www.jemah.de) viele Berührungspunkte mit dem Thema habe und auch etliche Organtransplantierte kenne. Hinzu kam am diesjährigen Tag der Organspende der erneute wichtige Vorstoß vom ärztlichen Kollegen Bundesgesundheitsminister Lauterbach für die sog. Widerspruchslösung, die vor 2 Jahren im Bundestag gescheitert war.

Organspende - kontroverse Diskussion

Warum ist die Organspende in unserem Land so ein viel diskutiertes Thema? Aktuell darf in Deutschland nur derjenige Organspender sein, der dieser Prozedur zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat (bzw. dessen Angehörige im Todesfall zustimmen). Organspendeausweise tragen leider die wenigsten mit sich, und eine technische Lösung in Form eines sog. Organspenderegisters ist bisher nicht umgesetzt worden bzw. dessen Start verzögert sich. Die Pandemie setzte die gesamte Diskussion zusätzlich auf Eis, aber natürlich bleibt der Bedarf an Spenderorganen weiterhin hoch. Grundsätzlich ist in unserem Land die Spendebereitschaft vorhanden: immerhin rund 84 % stehen laut einer Umfrage der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Jan+Feb 2023) dem Thema positiv gegenüber. Daran hat sich auch im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2020 nicht viel geändert. Allerdings haben weniger als die Hälfte der Befragten diese Spendebereitschaft in Form eines Organspendeausweises oder einer Patientenverfügung schriftlich fixiert, und gut ein Drittel der Befragten hat sich überhaupt noch nicht positioniert. Demgegenüber stehen in Deutschland über 9000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, aber es wurden 2020 und 2021 nur rund 900 Organspenden durchgeführt. 

Organspendeausweise schaffen Klarheit

Ich bin eine Befürworterin der Organ- und Gewebespende, wenn es irgendwie möglich ist. Trotzdem ist es Ihre ureigenste persönliche Entscheidung, wie Sie zu diesem Thema stehen, aber bitte treffen Sie eine Entscheidung. Ihre Angehörigen sind, falls Sie aus irgendwelchen Gründen klinisch tot sind, in einer entsetzlichen Situation. Dann auch noch darüber nachgrübeln zu müssen, ob Sie Organspender hätten sein wollen oder nicht, ist extra schlimm. Sie helfen außerdem den Ärztinnen und Ärzten, wenn Ihre Entscheidung bekannt ist, wie es mit Ihnen weiter geht, denn der Prozess der Organspende ist aufwändig und teuer genug und sollte nur dann angestoßen werden, wenn Ihre Bereitschaft dazu wirklich klar ist. Dies geht mit Hilfe des Organspendeausweises, auf dem man die eigene Bereitschaft dafür oder dagegen klar zum Ausdruck bringen kann. Beides ist als Entscheidung okay, keine Entscheidung empfinde ich persönlich als schwierig, und hilft auch weder Ihren Lieben noch den Ärzten.

Organspenderegister und Speicherung in der elektronischen Patientenakte bzw. auf der Krankenversichertenkarte

Informationen zum Thema Organspende gibt es z.B. bei Ihren Hausärztinnen in Tiefenbach. Nicht alles war schlecht bei der Entscheidung 2020 im Bundestag gegen eine Widerspruchslösung. Es wurde die Entscheidung für ein Organspenderegister getroffen, das - wenn es denn mal läuft und genutzt wird - auch von den zuständigen Einrichtungen im Fall einer Spendemöglichkeit abgerufen werden kann. Außerdem wurde in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung ab März 2022 mit aufgenommen, dass ab dem 14. vollendeten Lebensjahre alle 2 Jahre zum Thema Organspende auf Kassenkosten beraten werden darf. Dies bieten natürlich auch wir in unserer Praxis an. Wir können hier Fakten rund um die Organspende besprechen und Ihre Fragen beantworten. Häufig kommen hierbei Ängste zur Sprache, dass Organe entnommen werden könnten, ohne dass der Patient "richtig tot" ist. Viele Menschen haben auch Sorge, dass sie ab einem gewissen Alter gar nicht mehr als Spender oder Spenderin in Frage kommen könnten. Darüber sprechen wir mit Ihnen. Gerne stellen wir Ihnen einen Organspendeausweis aus. Das Bundesministerium für Gesundheit hat ebenfalls ausführliche Informationen. 

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